Effizient unter den Gleisen: Moderne Fernwärmeverlegung mit Microtunneling in Cottbus

09.05.2025

Innovative Technik für eine unterirdische Fernwärmeanbindung des neuen Bahnwerks in Cottbus

Für das neue Bahnwerk in Cottbus war eine direkte und zuverlässige Anbindung an das städtische Fernwärmenetz notwendig. Die Fernwärmeübergabestation der Stadtwerke befindet sich südlich des Werksgeländes an der Vetschauer Straße. Zwei Trassenführungen standen zur Wahl: eine lange Umleitung oder ein kurzer Streckenverlauf unter den bestehenden Bahngleisen. Um Energieverluste zu minimieren und Ressourcen zu schonen, wurde die deutlich effizientere Variante unter den Gleisen gewählt.

Da klassische Spülbohrungen unter Bahngleisen nur bei sehr kleinen Rohrdurchmessern erlaubt sind, musste auf ein anderes Verfahren zurückgegriffen werden. Das eingesetzte Fernwärmerohr war mit 315 Millimetern zu groß für eine Spülbohrung. Zusätzlich wurde ein Schutzrohr mit einem Durchmesser von 1.280 Millimetern vorgesehen, da bei der Gleisquerung aus technischen Gründen 4 Rohrleitungen verlegt werden mussten. Aus diesen Gründen fiel die Wahl auf das sogenannte Microtunneling mit Spülförderung – ein grabenloses Bauverfahren, das präzises Arbeiten unter bestehenden Infrastrukturen ermöglicht. Für den Zeitraum der Bohrung wurden die direkt über dem Bohrkopf liegenden Gleise gesperrt. Die Gleise wurden vor, während & nach der Bohrung vermessen und verglichen, damit auf mögliche Abweichungen hätte reagiert werden können. Dabei hatte die höchste Priorität den Bahnbetreib aufrechtzuerhalten und abzusichern.

Aufgrund der besonderen technischen Anforderungen wurde das Rohrsystem in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Cottbus und dem Planungsbüro Integral von der Firma BRUGG Pipes geliefert. Da bei unterirdischen Leitungen keine klassischen Dehnungsbögen eingesetzt werden können, kamen sogenannte selbstkompensierende Rohre zum Einsatz. Diese speziellen Rohre gleichen Temperaturveränderungen durch ihre flexible Innenstruktur aus und ermöglichen so einen dauerhaften und sicheren Betrieb. Mit dieser Lösung kann eine Leistung von neun Megawatt Fernwärme zuverlässig zur neuen Werkshalle transportiert werden.

Vor Beginn der Bauarbeiten wurden die Start- und Zielbereiche auf mögliche Kampfmittel untersucht. Die Bohrung erfolgte in etwa acht Metern Tiefe. Die Zielgrube bestand aus Beton, weshalb ein besonders robuster Bohrkopf eingesetzt wurde. Das beim Bohren gelöste Material wurde mit Spülflüssigkeit abtransportiert und vor Ort aufbereitet. Ein Saugwagen unterstützte dabei den Austausch des Spülwassers, da die Bodenverhältnisse – insbesondere Sand und bindige Schichten – eine regelmäßige Erneuerung notwendig machten.

Der Bohrdurchmesser betrug 1,40 Meter, das eingezogene Schutzrohr 1,28 Meter. Der verbleibende Hohlraum wurde mit Bentonit gefüllt. Dieses Material erleichtert nicht nur das Einschieben des Rohrs, sondern stabilisiert die Leitung langfristig im Erdreich.

Selbstverständlich wurden dabei alle behördlichen Auflagen, so wie insbesondere das Planrecht eingehalten. Während der gesamten Bauzeit standen wir im Austausch mit den zuständigen Behörden.

Mit der erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnahme wurde eine effiziente, sichere und zukunftsfähige Fernwärmeanbindung geschaffen. Das Projekt zeigt, wie moderne Bautechnik und durchdachte Planung auch unter anspruchsvollen Bedingungen eine nachhaltige Infrastruktur ermöglichen.