Der ICE 4 zu Gast in Cottbus

10.05.2024

Zu­füh­rung und Be­ar­bei­tung des mo­derns­ten Zu­ges im schnells­ten Werk für die schwe­re In­stand­hal­tung der DB

 „Sehr ge­ehr­te Fahr­gäs­te, in we­ni­gen Mi­nu­ten er­rei­chen wir Ber­lin Haupt­bahn­hof. Die­ser Zug en­det hier. Wir bit­ten Sie alle aus­zu­stei­gen. Wir be­dan­ken uns, dass Sie heu­te mit der Deut­schen Bahn ge­reist sind. Auf Wie­der­se­hen!“

So oder so ähn­lich ken­nen die Fahr­gäs­te die Durch­sa­ge, wenn ein Zug sei­ne End­sta­ti­on er­reicht hat. Täg­lich wer­den mehr als 950 Zug­fahr­ten durch die Fern­ver­kehrs­flot­te der DB rea­li­siert und da­mit mehr als 132 Mil­lio­nen Fahr­gäs­te pro Jahr trans­por­tiert. Da bleibt es nicht aus, dass auch mal der eine oder an­de­re De­fekt ent­steht, der zü­gig be­ho­ben wer­den muss. Nicht zu­letzt gibt es vor­ge­schrie­be­ne In­ter­val­le zur In­spek­ti­on, die sich nach ei­ner fest­ge­leg­ten Frist oder ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern rich­ten, um die Si­cher­heit und Qua­li­tät der Fern­ver­kehrs­zü­ge si­cher­zu­stel­len.

Also wie und vor al­lem wo geht es für ei­nen ICE wei­ter, wenn er sei­ne End­sta­ti­on bei­spiels­wei­se in Ber­lin und auch das War­tungs­in­ter­vall von 1,6 Mil­lio­nen ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern er­reicht hat?

Die ers­te Sta­ti­on des Zu­ges ist das be­triebs­na­he In­stand­hal­tungs­werk in Ber­lin-Rum­mels­burg. Hier er­folgt zu­nächst die In­nen- und Au­ßen­rei­ni­gung, die Ab­was­ser­ent­sor­gung so­wie die Be­räu­mung der Bord­gas­tro­no­mie.

ICE Werk Berlin-Rummelsburg der DB Fernverkehr AG

Leer und sau­ber geht es für den ICE in ei­ner nächt­li­chen Trans­fer­fahrt wei­ter in das neue Bahn­werk für die schwe­re In­stand­hal­tung in Cott­bus. Die Über­füh­rung er­folgt in den Ta­ges­rand­la­gen, um das Stre­cken­netz zu ent­las­ten und so­mit Aus­wir­kun­gen auf den vor­han­de­nen Re­gio­nal- und Nah­ver­kehr auf der Stre­cke zu ver­mei­den.

In der Lau­sitz an­ge­kom­men, wis­sen die Tech­ni­ker be­reits bes­tens über den Zug­zu­stand, zu tau­schen­de Bau­tei­le und an­de­re De­fek­te Be­scheid. Durch mo­der­ne Dia­gno­se­ver­fah­ren wer­den Be­fun­de und Mel­dun­gen des Zu­ges di­rekt an das Bahn­werk über­mit­telt. Vor Ort kann so­mit di­rekt mit den Ar­bei­ten be­gon­nen wer­den, auch ent­spre­chen­des Er­satz­ma­te­ri­al und Werk­zeug ste­hen dann schon be­reit. In drei Schich­ten pro Tag und so­wohl im Zug als auch auf drei Hö­hen­ni­veaus – un­ter dem Zug, ne­ben dem Zug so­wie auf dem Dach - kann der ICE nun be­ar­bei­tet wer­den.

Neues ICE Werk in Cottbus der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH

Das neue Werk in Cott­bus ist für die schwe­re In­stand­hal­tungs­stu­fen aus­ge­legt. In ei­ner für den ICE 4 op­ti­mier­ten Gleis­hal­le wer­den zwei ver­schie­de­ne In­spek­tio­nen durch­ge­führt: Die klei­ne schwe­re In­stand­hal­tung (sog. IS 600) und die gro­ße schwe­re In­stand­hal­tung (die sog. IS 700). Da­für steht der Zug bei der IS600 rund 2 Wo­chen im Werk Cott­bus, rund 3 Wo­chen dau­ert die IS700.

Der Zug wird wäh­rend der In­spek­ti­on akri­bisch und bis ins kleins­te De­tail ge­prüft. So wer­den z.B. die Fahr­mo­to­ren, Kupp­lun­gen, Hoch­span­nungs­lei­tun­gen und Luft­ver­sor­gungs­an­la­gen in Au­gen­schein ge­nom­men, aber auch die Bat­te­rie­sys­te­me, un­ter­schied­li­che Zug­sys­te­me, die Sei­ten­schür­zen, Sei­ten­klap­pen, Bo­den­plat­ten, Trit­te, Tü­ren, Fens­ter und nicht zu­letzt der kom­plet­te Fahr­gast­raum so­wie die Toi­let­ten und der Füh­rer­stand ge­prüft. Die Rad­sät­ze und ei­ni­ge wei­te­re Kom­po­nen­ten wer­den plan­mä­ßig ge­tauscht.

Bei der gro­ßen In­spek­ti­on (IS 700) wer­den ne­ben den Prüf­ar­bei­ten die Wa­gen des ICE ge­trennt, da­mit die Werk­er:in­nen auch die Kom­po­nen­ten zwi­schen den Wa­gen im Kupp­lungs­be­reich tau­schen kön­nen. Zu­dem wer­den die Dreh­ge­stel­le ge­tauscht und der Zug wird neu la­ckiert.

Der ICE 4 - Flaggschiff der DB Fernverkehrsflotte

Der ICE ist das Herz­stück der Fern­ver­kehrs­flot­te der Deut­schen Bahn. Knapp 400 ICE-Züge ste­hen für Rei­sen­de zur Ver­fü­gung. Nur wenn die Züge fah­ren, wer­den die Fahr­gäs­te be­quem und kli­ma­freund­lich durch das Land trans­por­tiert und nur dann ist es auch für die DB wirt­schaft­lich. Das be­deu­tet für das neue Bahn­werk in Cott­bus, dass die Still­stands­zeit im Werk so kurz wie mög­lich sein muss. Das Ziel ist eine Auf­ent­halts­zeit von zwei Wo­chen im Werk für die klei­ne In­spek­ti­on und drei Wo­chen für die Gro­ße, inkl. der er­for­der­li­chen Pro­be­fahrt über die Schnell­fahr­stre­cke bei Leip­zig.

In Cott­bus ent­ste­hen bis 2026 ins­ge­samt zwei Werks­hal­len mit in Sum­me sechs In­stand­hal­tungs­glei­sen, auf de­nen zeit­gleich Hoch­ge­schwin­dig­keits­zü­ge re­vi­sio­niert wer­den kön­nen. Im März 2024 be­grüß­te die DB den 137. ICE 4 – da­mit ist die neue Flot­te kom­plett. Dar­aus er­gibt sich un­ter der Be­rück­sich­ti­gung der vor­ge­schrie­be­nen War­tungs­in­ter­val­le bei Fer­tig­stel­lung al­ler An­la­gen eine Zu­füh­rung von etwa 3 Zü­gen pro Wo­che, die nachts in der Lau­sitz an­kom­men und nach zwei oder drei Wo­chen ihre Rück­rei­se an­tre­ten.

Nach Ab­schluss al­ler Ar­bei­ten in Cott­bus wird der Zug wie­der zu­rück nach Ber­lin-Rum­mels­burg über­führt. Dort er­hält er fri­sches Was­ser, das Bord­bis­tro wird be­stückt, die Zug­da­ten wer­den ein­ge­spielt (z.B. Fahrt­ver­lauf oder Re­ser­vie­rungs­da­ten) und los geht es zu ei­ner neu­en Fahrt, wenn es wie­der heißt:

„Herz­lich Will­kom­men auf Ih­rer heu­ti­gen Fahrt im ICE der Deut­schen Bahn nach …“